ZOOM - Feldabend am 7.5.2021 um 20:00 Uhr
Die TRANS Frage
Einer der wirkmächtigsten – Orientierung gebenden – Mythen unserer Zeit, die unveränderliche, genitalgebundene Zweigeschlechtlichkeit, scheint in unserer Gesellschaft aktuell in Frage gestellt.
Es gibt zum Teil radikale Tendenzen hin zu einer „Überwindung des Fleisches“(1), welche die Geschlechtsidentität in einem reinen Sprechakt realisieren wollen.
„Die Trans-Frage ist plötzlich auf unserem Radar aufgetaucht“, schreibt Jacques-Alain Miller (2) und weiter:
„Trödeln wir nicht. Ich sage: "Nie wieder!" Nie wieder darf das Freudsche Feld vom unerwarteten Auftauchen eines klinischen Themas mit großen gesellschaftlichen und medialen Implikationen in der "öffentlichen Debatte" überrascht werden“ (3).
„Da aber doch, von allerseltensten Fällen abgesehen, bei einer Person nur einerlei Geschlechtsprodukte – Eier oder Samenzellen – vorhanden sind, müssen Sie an der entscheidenden Bedeutung dieser Elemente irrewerden und den Schluß ziehen, das, was die Männlichkeit oder die Weiblichkeit ausmache, sei ein unbekannter Charakter, den die Anatomie nicht erfassen kann.
Kann es vielleicht die Psychologie? [...]
Wir sprechen also davon, daß ein Mensch, ob Männchen oder Weibchen, sich in diesem Punkt männlich, in jenem weiblich benehme. Aber Sie werden bald einsehen, das ist bloß Gefügigkeit gegen die Anatomie und gegen die Konvention. Sie können den Begriffen männlich und weiblich keinen neuen Inhalt geben. Die Unterscheidung ist keine psychologische; [...]
Auch Sie werden sich von diesem Grübeln nicht ausgeschlossen haben, insoferne Sie Männer sind; von den Frauen unter Ihnen erwartet man es nicht, sie sind selbst dieses Rätsel“(4).
Gerhard Reichsthaler
Sprache: Englisch
Anmeldung: lacanfeld@gmx.at – der Zoom-Link wird am Tag der Veranstaltung zugesandt
Beiträge:
Avi Rybnicki: Mitteilungen
Sarah Birgani: Büro Mitteilungen
Cleméntine Benard: Metamorphoses
Heike Lutz: Transgender, die Überwindung des Fleisches (5)
Marco Mauas: Kommentar zum Artikel in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (6) sowie zu Eric Marty und Jacques-Alain Miller – Ein Gespräch über „Das Geschlecht der Modernen“ (7)
Moderation: Norbert Leber
(1) Thiel T., FAZ, 29.1.2021, in Deutsch: https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/2021-01- 29/3eb0ec072c29945c0c7a95a723d1877c/?GEPC=s5;
(2) Miller J.A., Brief vom 2. April 2021, Die aktuelle Situation der öffentlichen Debatte in Frankreich, aus Sicht der Redaktion von Lacan Quotidien;
(3) ibid.
(4) Freud S., 1933, 33. Folge der Neuen Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, Die Weiblichkeit, S. 120ff
(5) https://zeitung.faz.net/faz/feuilleton/2021-01-29/3eb0ec072c29945c0c7a95a723d1877c/?GEPC=s5
(6) ibid.
7 https://lacanquotidien.fr/blog/wp-content/uploads/2021/03/LQ-927-A.pdf;